Der Weg zur Freiheit: Teilhabe durch Arbeit und Einkommen Drucken
Freitag, den 17. Juni 2011 um 19:15 Uhr

Vernünftig und human wird eine arbeitsteilige Fremdversorgungsökonomie erst dann, wenn sie Einkommen und Arbeit/Leistung fundamental trennt. Dies nämlich wandelt erst die gegenwärtig bestehende Zwangsarbeitsgesellschaft und Zwangsgemeinwohl-ökonomie in eine Bedarfs- und Ressourcen- und Kulturorientierte Teilhabegesellschaft, mitsamt einer ihr zuträglichen, dienstbaren Ökonomie um.

Der Mensch als Mensch, als Individuum, mit grundsätzlichen Nachfrage- und Teilhabe-Bedürfnissen rückt in den Mittelpunkt einer solchen Gesellschaft, wird ihr moralischer Ausgangspunkt, als Freiheit und Gleichheit. Die Gleichheit des Menschen bedeutet keine soziale Gleichschaltung, keine stromlinienförmige Konformität, sondern die Gleichwertigkeit und die darauf basierende Gleichberechtigung aller Menschen.

Die Freiheit liegt in der Unterschiedlichkeit ihrer Persönlichkeiten, in der Ausdifferenzierung und der sich gegenseitig bedingenden und ergänzenden Komplexität menschlicher Bedürfnisse. Das Wechselspiel zwischen Freiheit und Gleichheit und ihre Verbindung erodieren soziale Hierarchien und damit auch repressive Machtverhältnisse zu Lasten Vieler, und zu Gunsten Weniger. Zugleich aber wird die individuelle Unterschiedlichkeit auf Basis sozialer Gleichwertigkeit betont, und damit einer hierarchischen Zersplitterung der Gesellschaft entgegen gewirkt.

An die Stelle hierarchischer Ungleichheit tritt die individuelle Ungleichheit aller Menschen auf gleicher, weil gleichwertiger und gleichberechtigter Augenhöhe. An die Stelle der trennenden und abwertenden Unterschiedlichkeit der Menschen im Rahmen eines hierarchischen und damit herrschaftlichen Sozialgefüges tritt die ergänzende und gleichwertende Unterschiedlichkeit im Rahmen einer gleichheitlichen und freiheitlichen Sozialordnung.

Grundlage und Fundament einer derart gleichheitlichen und freiheitlichen Sozial- mitsamt dazu gehörender Wirtschaftsordnung ist der einzelne Mensch mit seinen elementaren und grundsätzlichen, von allen Menschen geteilten Nachfrage- und Teilhabebedürfnissen. Auch Arbeit/Leistung ist ein solches, soziales Teilhabebedürfnis des Menschen. Das individuelle Tätigkeitsbedürfnis ist ein schöpferisches und gegenseitig anteilnehmendes Bedürfnis des Menschen. Es ist nicht in Einkommen, und am allerwenigsten in Löhnen aufwiegbar.

Die Reduzierung der gesellschaftlichen Wertschätzung von Arbeit/Leistung auf Einkommen reduziert Menschen auf industrielle Prostituierte, auf Arbeitshuren. Das Reduzieren von Arbeitsanreizen auf Einkommensanreize reduziert Menschen auf Nutzvieh, auf dressierbare, abgerichtete Tiere. Auf Zirkusvieh in einer ökonomischen Manege, auf bewusstlose, seelenlose Wesen, deren Verhaltensmuster ausschließlich auf dressierbaren, manipulierbaren und programmierbaren Reiz-Reaktions-Schemata beruhen.

Solche Vorstellungen gehören zu den zentralen Charakteristika rassistischer Weltanschauung und eines rassistisch-darwinistischen Menschenbildes, das dem Faschismus Tür und Tor öffnet. Eine humane, vernünftige, und in diesem Sinne freiheitliche und gleichheitliche Sozial- und Wirtschaftsordnung muss also eine gänzlich andere Richtung einschlagen. Sie muss sich fundamental auf die Individualität und Gleichwertigkeit aller Menschen stützen.

Und sie muss diese Individualität und Gleichwertigkeit fundamental auf der Autonomie, Souveränität und Mündigkeit jedes einzelnen Menschen gegenüber herrschaftlichen Bestrebungen gründen. D.h. gegenüber auf weltanschaulicher Willkür beruhende, mit psychisch-normativer, bürokratisch-administrativer und physisch-militärischer Gewalt ausgeübte Nötigungen und Beschränkungen des Einzelnen, die sich gegen seine verstandesmäßige Erkenntnis- und moralische Gewissensbegabung und gegen sein darauf beruhendes Verhalten richten.

Dies definiert die Schnittstelle zwischen Vernunft und Gemeinwohl, zwischen individueller und politischer Freiheit. Diese Freiheit schließt im ökonomischen Bereich etwa auch die Vergesellschaftung von Produktionsmitteleigentum auf Ressourcenbasis ein, ebenso wie auch die Vergesellschaftung von Einkommen, die sowohl der Gleichwertigkeit der Menschen, als auch ihrem Nachfrage- und Teilhabebedürfnis Ausdruck verleiht. Als (bedingungsloses) Grundeinkommen.

Eine vernünftige, humane, freiheitliche Wirtschafts- und Sozialordnung zeichnet sich also gerade nicht dadurch aus, dass Einkommen und Arbeit/Leistung in Übereinstimmung treten, sondern das Einkommen und individueller Bedarf des Menschen in Einklang stehen. Kein Einkommen, weder ein autoritär-willkürlich aufoktroyiertes, noch ein marktwirtschaftlich (selbst-)organisiertes kann Arbeit/Leistung allein aufrechnen und aufwiegen.

Das Bedürfnis des Menschen durch Arbeit/Leistung an einem Gemeinwesen (schöpferisch) teilzunehmen und nach Wertschätzung der erbrachten Arbeit/Leistung reicht weit über rein ökonomische, mathematisch darstellbare und materiell realisierbare Beziehungsebenen hinaus. Dieses Bedürfnis erreicht und erschafft unter den Menschen vielmehr auch eine psychosoziale, subjektiv und/oder moralisch interagierende Kommunikations- und letztlich Kulturebene.

Der Wert und die dementsprechende Wertschätzung von Arbeit/Leistungen beruht im Wesentlichen also vielmehr auf ihrer Übereinstimmung mit dem subjektiven Wohl Einzelner und/oder der gesellschaftlichen Moralität. Also mit einem Wertekanon, der mit den Grundbedürfnissen des Einzelnen korreliert, der von der (humanen) Freiheit, also von der Individualität (Pluralität) und Gleichwertigkeit (Gleichheit) (je)des Menschen ausgeht.

Zu dieser Moralität in einem diametralen Gegensatz steht ein doktrinärer und repressiver Moralismus, der ein Gemeinwohl in Form eines autoritären Wertekanons gewaltsam aufoktroyiert und etabliert. Stattdessen aber muss die - auch ökonomische - Gleichwertigkeit des Menschen in der Realisierung einer prinzipiellen Gleichberechtigung münden.

Der - auch ökonomischen - Individualität des Menschen muss durch die Realisierung seines Nachfrage- und Teilhabebedürfnisses Ausdruck verliehen werden. Beides führt notwendigerweise zu einer fundamentalen Trennung von Einkommen und Arbeit/Leistung, und dabei zugleich auch zu der Überwindung einer Vorstellung eines Einkommens an sich.

An dessen Stelle rücken vielmehr drei verschiedene, sich aber durchaus ergänzende und verbindende Arten von Einkommen: Erstens das Grundeinkommen, das Arbeit/Leistung einerseits, und (ökonomische, politische, soziale, kulturelle) Teilhabe andererseits überhaupt erst möglich macht. Dieses ist das von Erwerbsarbeit vollständig entkoppelte Einkommen.

Zweitens ein Einkommen, das als Arbeits- und Zeit-Aufwandsentschädigung ausgezahlt – vergütet, nicht entlohnt! - wird. Drittens ein Einkommen, das als Gewinnbeteiligung, insbesondere im betrieblichen Maßstab ausgezahlt wird. Diese beiden letzteren Formen von Einkommen sind und bleiben funktional zwangsläufig mit Erwerbsarbeit verknüpft.

Die grundlegende strukturelle Trennung zwischen Arbeit/Leistung und Einkommen an sich besteht nicht nur auf der moralischen, sondern auch auf der wirtschaftlichen Ebene. Denn die ökonomische Bemessung und damit auch Finanzierung dieser Einkommen, insbesondere auch des Grundeinkommens, muss sich aufgrund der ökonomischen Tatsachenrealität einer arbeitsteiligen Fremdversorgungs-Marktwirtschaft dementsprechend an der realen, faktischen Wertschöpfung orientieren.

Also nicht an der Produktivität, an im ökonomischen Rahmen kapitalverwertender Produktionsprozesse stattfindender Arbeit/Leistung, sondern vielmehr am Konsum, also an der ökonomischen Teilhabe, an der realen Nachfrage, an der Befriedigung individuellen Bedarfs. Denn es ist erst der Konsum, der ökonomisch Geldkapital liquide macht oder hält, und sozial individuelle Bedürfnisse wiederspiegelt.

Erst liquides, sich im Umlauf befindendes Geld ist überhaupt reales, realwirtschaftlich wirksames Geld, das gemeinsam mit dem Konsum, mit zu befriedigender Nachfrage, rein ökonomischen Wohlstand abbildet. Wohlstand an sich aber, und damit letztlich auch das Gemeinwohl, ist nicht allein ökonomisch, nicht allein am Konsum, und an Konsum ermöglichenden Einkommen festzumachen.

Vor dem Konsum steht der Bedarf des Menschen, die eigentliche Nachfrage. Zu dieser, und damit auch zum eigentlichen Wohlstand gehört auch das Teilhabe- und Gestaltungsbedürfnis des Menschen, sei es politisch, oder ökonomisch, oder sozial oder kulturell. Auch alle diese Bedürfnisse äußern sich in Arbeit/Leistung, aber nicht jede ausgeführte Tätigkeit ist ökonomisch, also als Erwerbsarbeit und Einkommen verwertbar, abbildbar und aufrechenbar, oder taugt moralisch überhaupt dazu, dies zu sein.

Das Fundament einer vernünftigen, humanen, freiheitlichen und gleichheitlichen Gesellschaft ist aber die Befähigung und Berechtigung jedes Menschen zur Teilhabe, sowohl durch Konsum, als auch durch Arbeit/Leistung, aber auch in jedem anderen damit korrespondierendem Verständnis.

Das Fundament einer vernünftigen, humanen, freiheitlichen und gleichheitlichen Gesellschaft ist letztlich also die Ermöglichung und Bewahrung der Befriedigung der grundsätzlichen, prinzipiellen, bei allen Menschen gleichermaßen vorhandenen Bedürfnisse. Vorne weg durch die Ermöglichung und Bewahrung der Unterschiedlichkeit ihrer gleichwertigen Teilhabebedürfnisse.

In einer arbeitsteiligen Fremdversorgungsökonomie und ihrer derzeit noch vorhandenen Zwangsarbeitsgesellschaft ist die sozio-ökonomische Realisation dieses Fundaments, einer vernünftigen, humanen, freiheitlichen und gleichheitlichen Wirtschafts- und Sozialordnung, das von Erwerbsarbeit vollständig entkoppelte Einkommen, das bedingungslose Grundeinkommen.

Also nicht eine moralistisch begründete und obrigkeitsstaatlich organisierte Almosenzahlung, sondern ganz im Gegenteil dazu eine gesellschaftlich organisierte, staatlich lediglich verwaltete, und moralisch, aus den menschlichen Grundbedürfnissen und -befähigungen abgeleitete, grundsätzliche, prinzipielle, der Gleichwertigkeit und Teilhabebedürftigkeit jedes Menschen angemessene, und daher bedingungslose Einkommensleistung.

Ein Grundeinkommen von Allen für Alle, das den aus dem Menschsein an sich hervor gehenden Wert eines Menschen mit dem (subjektiven und moralischen) Wert seiner Arbeit/Leistung, ebenso wie sein Nachfrage- und Teilhabebedürfnis mit seiner Nachfrage- und Teilhabefähigkeit in Einklang bringt. Und auf diese Weise eine völlig neue, bisher nie dagewesene Form und Verständnis von Freiheit hervorbringt.

Und mit ihr echte Demokratie. Eine Gesellschaft, der die Wirtschaft dient, statt umgekehrt. Eine Wirtschaft, die Teilbereich innerhalb der Gesellschaft, statt Machtsphäre außerhalb und überhalb der Gesellschaft ist. Erst eine Gesellschaft, die sich der totalitären Vorherrschaft der Ökonomie und ihrer obrigkeitsstaatlichen Erfüllungsgehilfen entledigt, in dem sie Staat und Ökonomie human und vernünftig gestaltet, kann zum Souverän werden. Zu einer freiheitlichen und gleichheitlichen Gesellschaft. Zur Demokratie.